art-lab 2023

disagreement &
coexistence

Wahrheit vs. Lüge, Moral vs. Unmoral, Tradition vs. Fortschritt. Eigentlich ist unsere Welt wahnsinnig einfach geworden. Zumindest so lange, wie wir Werte und Ansichten, die nicht unser eigenes Weltbild passen, als Zumutung empfinden, Zwischentönen und komplexen Perspektiven weder Zeit noch Raum geben. Doch wohin bewegen wir uns mit einer Gesellschaft, in der wir anderen Meinungen nicht zuhören? Wie können wir lernen, eine unserer eigenen Haltung entgegengesetzte Meinung zu tolerieren, zu akzeptieren und zur Überprüfung unserer eigenen Standpunkte zu nutzen? 

Unter dem Jahresthema „disagreement & coexistence“ widmen wir uns 2023 gemeinsam mit unserem Kooperationspartner PB Entertainment aus unserer diesjährigen Partnerkultur Ghana aus verschiedensten Blickwinkeln der Frage: Wie können wir mit Uneinigkeiten (disagreement) umgehen und dennoch friedlich koexistieren (coexistence)?   

Hintergründe

Polarisierung war schon immer Teil der modernen Geschichte. Und doch bringen insbesondere die Globalisierung und digitale Welt neue Rahmenbedingungen mit sich. In einer immer pluraler werdenden Gesellschaft bewegen wir uns zwischen einem Erstarken von Traditionalismus und Nationalismus, während "die andere Seite" durch Moralisierung auf ihre ethische Überlegenheit verweist. In den sozialen Medien werden uns durch Algorithmen und Filtersysteme lediglich die Informationen präsentiert, welche unsere eigene Meinung bestätigen und verstärken. Hassrede und Cancel Culture werden zunehmend als Gefahr für den gesellschaftlichen Zusammenhalt empfunden und überdecken den zivilisierten Austausch von Argumenten. Verhärtete kulturelle und politische Diskurse scheinen von einem lebendigen Pluralismus in die verständnislose Polarisierung zu führen.  

Zwischen den Extremen der Polarisierung sehnen sich viele Menschen immer mehr nach Gesprächen, nach Zuhören, Wahrgenommen-werden und wahrhaftigem Austausch. Zwischen hoch motivierten Diskussionen, in denen eine Seite versucht, die andere zu überzeugen, ist Raum für Dialog und friedliches Zusammenleben. Friedlich heißt nicht, dass alle stumm und gleicher Meinung sind. Friedlich ist es auch dann, wenn es einen respektvollen Austausch gibt. „coexistence & disagreement“ ist auch der Versuch, in und über kulturelle Kontexte hinweg zu erforschen, an welchen Punkten wir blockieren und das Unvertraute so unangenehm wird, dass die Sichtweise unseres Gegenübers nicht mehr (an)erkennbar ist. 

art-lab 2023

In einem insgesamt vierwöchigen art-lab widmeten sich rund zwanzig Künstler:innen aus Ghana und Deutschland diesem Jahresthema: zwei Wochen in Köln und zwei Wochen in Accra. Gemeinsam arbeiteten und forschten sie an Projektideen und vielfältigen Perspektiven zum Thema “disagreement & coexistence”. Vier Wochen Crossover der Kulturen und Kunstgenres liegen hinter uns, in Kontext gesetzt durch wissenschaftlichen Input von Expert:innen aus Soziologie, Politik, Theater und Psychologie. Das prozessorientierte art-lab ist Grundlage und Startschuss für internationale Koproduktionen.

Gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, das NRW KULTURsekretariat Wuppertal, Engagement Global aus Mitteln des Landes Nordrhein-Westfalen sowie der STIFTUNG VAN MEETEREN.

Impressionen

Fotos: Elorm Dunyo (bunt) und Mirko Borscht (schwarz-weiß)

art-lab Köln

30.05. bis 11.06.2023

10. Juni 2023: Showing & Jam-Session im Liebig 257, Köln

art-lab Accra

08. bis 22.10.2023

20. Oktober 2023: Showing im National Theatre of Ghana, South Liberia Road, Accra

speaker:innen

art-lab Köln:

  • Carla und Diego Alejandro de La Vega Wood (Generalkonsulat Mexiko) über “Disagreement and Coexistence in Diplomacy”  
  • Namata Serumaga-Musisi (Decolonial Spacemaker mit Schwerpunkt Architektur und Aktivismus) zum Thema “Mapping the Living” 
  • Geraldine Mormin (Prozessbegleiterin) zum Thema “Separation”
  • Leonhard Menges (Universität Salzburg) zu "Disagreement and Moral Relativism" 

art-lab accra:

  • Prof. Esi Sutherland-Addy (Head of Drama Section, Institute of African Studies, University of Ghana) über “Disagreement and Coexistence in the Arts”
  • Yibor Kojor Yibor (Maler & Bildhauer) über “Disagreement and Coexistence in Painting”
  • Prof. Anita Paddy (Clinical Health Psychologist, Military Teaching Hospital Accra) zum Thema “Conflict Theories”